Wie verständigen sich Gehörlose?

Bei Gehörlosen "spricht" der ganze Körper - nur eben ohne, dass Laute dabei entstehen. Besonders wichtig sind dabei die Hände, mit denen Zeichen und Buchstaben geformt werden.

22,5 Millionen Menschen in Europa leiden an einer Hörbehinderung, etwa zwei Millionen sind gehörlos. Das sind etwa sechs Prozent der Bevölkerung. Statt mit den Ohren "hören" sie mit den Augen und „reden“ mit dem ganzen Körper. Wie Gebärdensprache funktioniert möchte Eric, 8 Jahre, wissen.

Wenn Hände sprechen

Gehörlose Menschen benutzen ihre Hände, den Oberkörper und ihren Gesichtsausdruck, um sich verständlich zu machen. Kein Geräusch dringt zu ihnen vor. Trotzdem können sie sprechen. Mit den Händen formen sie Worte und Sätze. Gebärdensprache heißt ihre Verständigungsart, und sie kann alles vermitteln, was man sonst laut sagt.

Was ist Gebärdensprache?

Gebärdensprache ist eine eigenständige, vollwertige Sprache mit eigener Grammatik. Dabei wird mit vollem Körpereinsatz gearbeitet. Hände, Arme, Oberkörper, Kopf und Gesicht werden eingesetzt. Am auffälligsten sind die Hände, aber mit dem Gesichtsausdruck, der Mimik, werden zusätzlich Gefühle vermittelt.
So kann der Erzähler zum Beispiel deutlich machen, ob er etwas gerne oder mit Widerwillen gegessen hat. Die Handbewegung bleibt gleich, Augen, Mund und Stirn samt Augenbrauen zeigen den Unterschied. Gebärden, Sprache und Mimik bilden die Gebärdensprache.

Das Fingeralphabet

Manchmal fehlen Gehörlosen die passenden Worte beziehungsweise Gebärden. Hin und wieder kommt es vor, dass ein Erzähler die Gebärde für ein Fremdwort oder einen Fachbegriff nicht kennt. In solchen Fällen buchstabiert er es mit dem Fingeralphabet.

Ein Symbol solltet ihr euch unbedingt merken: Gehörlose auf der ganzen Welt kombinieren die Buchstaben I, L und Y zu ihrem Solidaritätsgruß. Warum ausgerechnet diese Buchstaben? Nun, damit fangen die Wörter in dem Satz I Love You an.

Gehörlos, aber nicht taubstumm

Manche Hörende sagen, wenn sie von einem Gehörlosen sprechen: "Der ist taubstumm." Diesen Begriff empfinden Nichthörende als Beleidigung, ihr solltet ihn also nicht gebrauchen, auch wenn er hin und wieder sogar von Ärzten benutzt wird oder in der Zeitung steht. Besser ist, ihr sagt "gehörlos", auch "taub" ist in Ordnung. Und im Übrigen sind viele Gehörlose gar nicht stumm, auch wenn ihre Laute für uns undeutlich sein mögen.

Nicht hören, was man sagt

Kleine Kinder brabbeln alles, was sie hören nach und entwickeln so allmählich die Fähigkeit, Silben und Wörter und schließlich Sätze zu sprechen. Bei gehörlosen Menschen geht das nicht. Sie hören nicht den Unterschied zwischen einem ´A´ und einem ´K´ und können ihre Aussprache deshalb auch nicht korrigieren. Um Laute richtig auszusprechen, mussten sie bisher lange mit einem Sprachlehrer üben.   

Der Umgang mit Gehörlosen

Gehörlosigkeit ist keine Krankheit, sondern eine Behinderung, die das Leben und den Kontakt mit Hörenden erschwert. Für euch ist es viel leichter, auf Gehörlose zuzugehen, als umgekehrt. Aus dem Urlaub im Ausland wisst ihr ja, dass es relativ einfach ist, das Wichtigste "mit Händen und Füßen" zu erklären. Also traut euch einfach, auch wenn es am Anfang etwas schwer fällt.

Verschiedene Sprachen

Übrigens: Es gibt nicht nur eine Gebärdensprache. Weltweit gibt es rund 200 Gebärdensprachen, die ganz unterschiedlich sind. So kann sich ein gehörloser Italiener zum Beispiel nicht einfach mit einer gehörlosen Schwedin unterhalten. Nur einige Zeichen sind international gleich, zum Beispiel Zahlen.
Das ist auch der Grund warum es Gebärdensprache-Dolmetscher für unterschiedliche Länder gibt.