Rio im Samba-Fieber

Samba und Karneval sind in Rio de Janeiro untrennbar miteinander verbunden. Quelle: ©pixabay, Shutterstock

Samba ist Rhythmus, Energie und Leidenschaft. Der Karneval von Rio de Janeiro in Brasilien wäre ohne diesen Tanz undenkbar. In der Nacht des Rosenmontag gehört das Karnevalsstadion, das "Sambódromo", den Tänzerinnen und Tänzern aus den Armenvierteln.

In seinen Ursprüngen geht der Karneval auf Feste zurück, die man im 15. und 16. Jahrhundert auf den Azoren feierte.

Die brasilianische Musik ist so multikulturell wie die Einflüsse, die das Land seit der Kolonialisierung vor gut 500 Jahren prägten.

Die einheimischen Ursprünge sowie die kulturellen Traditionen der afrikanischen und europäischen Einwanderer spiegeln sich in der Vielfalt der Instrumente, der Rhythmen und der Musikstile des riesigen Landes mit seinen 170 Millionen Einwohnern. Karnevalshochburgen in Brasilien (Hauptstadt: Brasilia) sind neben Rio vor allem Salvador und Recife.

Lange Tradition

In groß angelegtem Rahmen wurde der Karneval von Rio erstmals 1854 gefeiert. Schon damals sollten Arme und Reiche gleichermaßen an dem Fest teilnehmen können - ohne Klassenschranken. Die Realität sah jedoch anders aus: Dem Organisationskomitee gehörten nur Besserverdienende an: Rechtsanwälte, Ärzte, Beamte, Geschäftsleute und Offiziere. 1870 entstanden große Karnevalsgesellschaften, die bis zum Aufkommen der Sambaschulen aktiv blieben.

Schule der Armen

Die armen Bewohner der Elendsviertel (Favelas) feierten dennoch mit und organisierten ihre eigenen Karnevalsgesellschaften. Die erste Sambaschule (Deixa falar) wurde 1928 gegründet. 1932 beteiligte sie sich erstmals am Wettbewerb. Sieger wurde die Sambaschule Estação Primeira de Mangueira, kurz Mangueira.

In den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts hatten es die Sambaschulen geschafft, sich zu gut organisierten Vereinen zu entwickeln. Sie haben den einst aristokratischen und bürgerlichen Karneval in ein Fest des Volkes und der Massen verwandelt, das stark afro-brasilianisch geprägt ist. Wenn am Rosenmontag Hunderte von Paradewägen sowie  Tausende Tänzer und Trommler durch das 700-Meter-lange "Sambódromo"-Stadium im Herzen Rios ziehen, stehen Tausende Zuschauer von ihren Stühlen auf, klopfen bei Millionen von Fernsehzuschauern in dem südamerikanischen Land die Herzen schneller.

Soziale Funktion

Für Jung und Alt ist Samba ein Lebenselixier. Samba kann man nicht lernen, man hat ihn im Blut, darüber sind sich die Menschen in Mangueira einig. Eine Escola de Samba, wie die Sambaschule auf portugiesisch heißt, hat für die Bewohner der Hütten oder "Favelas" auf den Hügeln nach wie vor eine gemeinschaftsstiftende Funktion. So unterstützen die Sambaschulen etwa ärmere Menschen beim Kauf eines Kostüms. Das ganze Jahr über werden die Choreografien der Tänze einstudiert oder Kostüme geschneidert.

Farbenzusammenstellung, Kostüme und künstlerische Umsetzung des Themas sind eifersüchtig gehütetes Geheimnis jeder Sambaschule. An den Umzugstagen präsentiert jede der großen "Escolas" zwischen drei- und sechstausend Menschen im Sambódromo. Es gibt wie im Fußball Erst-, Zweit- und Drittliga-Vereine. Prestige kann eine Sambaschule gewinnen, wenn sich Prominente zu ihr bekennen oder in ihren Reihen tanzen.

Kommerzialisierung

Die Schulen finanzieren sich durch Beiträge der Mitglieder ebenso wie durch Spenden, Einnahmen aus TV-Übertragungsrechten und Zuschüssen der Stadt Rio. Der Kampf um den ersten Platz lässt die Karnevals-Umzüge immer aufwendiger werden. Damit explodierten aber auch die Kosten. So kostetet schon im Jahr 2005 die Parade der Sambaschule Mangueira umgerechnet 1,3 Millionen Euro.

Wer als Tourist genügend Geld mitbringt, kann das Spektakel auch von einem Festwagen aus erleben. Die meisten werden aber auf den Rängen des Sambódromo Platz nehmen. Die günstigste Karte gibt es bereits für 25 bis 30 Euro Die exklusivste Loge inklusive Service ist für etwa 5000 Euro zu haben.