Falken: Edle Jäger im Dienst des Menschen

In reichen arabischen Staaten wie zum Beispiel Saudi-Arabien sind gut ausgebildete Jagdfalken noch heute ein kleines Vermögen wert. Weibliche Tiere sind wertvoller, da sie bei der Jagd mehr Ausdauer zeigen.

Falken gehören wohl zu den faszinierendsten Vertretern der Greifvogelfamilie. Blitzschnell, wendig, mit messerscharfen Krallen und einem ebensolchen Blick ausgerüstet, sind sie die geborenen Jäger. Nicht verwunderlich, dass der Mensch schon vor vielen Jahrhunderten auf die Idee kam, diesen intelligenten Vogel für sich abzurichten.

Ihre erste Blütezeit erreichte die Falkenjagd in den frühen asiatischen Hochkulturen von China, Japan und Persien. Und in der arabischen Welt gehört diese Lieblingssportart der Reichen noch heute zum festen Bestandteil von Kultur und Tradition. Scheichs sind dort bereit für ein gut ausgebildetes Tier den Preis eines Mittelklassewagens zu zahlen. Mit Geld und Macht hatte die Falkenjagd zu Beginn nichts zu tun. Die Menschen jagten mit Hilfe der Vögel, um ihren Speisezettel zu bereichern.

Jäger der Steppe

Das älteste historische Zeugnis der Falkenjagd stammt aus Asyrien und wird dem 13. Jahrhundert vor Christus zugeschrieben. Ganz sicher weiß man auch von nomadisch lebenden Reitervölker in der Steppe Zentralasiens. Selbst zu Pferde hatten die Jäger dort oftmals keine Chance ihre Beutetiere zu erlegen. Da kam ihnen der Falke gerade recht. Gut ausgebildet und gezähmt wurde er darauf abgerichtet, flüchtende Tiere, wie zum Beispiel Gazellen, mit seinen spitzen Krallen zu blenden und damit am Davonlaufen zu hindern. Das Tier konnte danach bequem erlegt werden.

Diese Technik wurde übrigens auch im Krieg angewendet. Im Gegensatz zur Jagd brachte man den Tieren jetzt allerdings bei, statt Tiere auch Menschen anzugreifen. Hier kamen allerdings die dem Falken an Größe deutlich überlegenen Jagdadler zum Einsatz. Opfer waren oft die Lenker feindlicher Kampfwagen.

Falkenjäger Friedrich II.

Aufgrund der Völkerwanderung im 4. Jahrhundert verbreitete sich die Falkenjagd in ganz Europa. Richtig populär wurde sie aber durch den Stauferkaiser Friedrich II., der am kulturellen Aufschwung der Falknerei auf unserem Kontinent ganz entscheidenden Anteil hatte. Der Herrscher lebte in Süditalien, also in direktem Umfeld zur damals hochentwickelten arabischen Kultur. Über die Kunst, mit Greifvögeln zu jagen, hat er sogar ein Buch verfasst.

Handschuh und Kopfschutz

An der Technik des Jagens hat sich bis heute nichts Entscheidendes geändert. Der Erfolg der Jagd hängt sehr vom harmonischen Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier ab. Die Ausrüstung eines Falkners, der sich durch eine Zusatzausbildung qualifizieren muss, ist nach wie vor traditionell. Er trägt einen festen Handschuh, der Falke bekommt eine meist lederne Haube übergestülpt, die ihn vor störenden äußeren Einflüssen schützen soll. Erst zur Jagd wird der Kopfschutz entfernt.

Langwierige Ausbildung

Da der Vogel bei der Jagd zunächst auf der Hand des Jägers sitzt, muss er als erstes daran gewöhnt werden, ruhig auf der Hand zu bleiben. Dazu muss er täglich einige Stunden umher getragen werden. Außerdem müssen die Falken ihre Scheu vor den Hunden, die bei der Jagd dabei sind, verlieren.

Eleganter Jagdflug

Die Jagd mit Falken, aber auch anderen Greifvögeln wie Habichten, Adlern oder Sperbern, wird in der Fachsprache auch Beizjagd genannt. Die Beize leitet sich von dem Wort "beißen" ab. Speziell die Falken töten ihre Beute durch Genickbiss. Eingeleitet wird die Falkenjagd meist von zahmen Frettchen, die die Beute aus ihren Löchern treiben. Dann startet der Falke zu seinem eleganten Jagdflug. Dabei betreibt er eine natürliche Auslese, indem er sich vor allem die kranken und schwachen Tiere greift.

Fester Bestandteil der Hofkultur

Vom Mittelalter bis zum Barock wurde die Falkenjagd zum festen Bestandteil höfischer Kultur. Fast jeder, der etwas auf sich hielt, selbst Geistliche, hielten sich einen Greif. Da die Jagd weniger blutig war, wurde sie auch gerne von adeligen Damen betrieben. Gejagt wurde alles, was gefiedert war und sich zwischen Himmel und Erde bewegte, mit Vorliebe Rebhühner, Reiher, Enten, Fasane und Kraniche. Der Falke hat bei der Jagd eine enorm hohe Trefferquote. Durch seinen hohen Flug ist er in der Lage sich mit bis zu 200 Stundenkilometern in die Tiefe zu stürzen.

Kritik an der Falkenjagd

Durch die Französische Revolution wurde der Falkenjagd zwischenzeitlich der Garaus gemacht. Zu offensichtlich erinnerte die Jagd mit den edlen Falken an den verhassten Prunk und die Verschwendungssucht vergangener Zeiten. Auch heute noch steht die Falkenjagd in der Kritik, allerdings aus anderen Gründen. Tierschützer finden, dass Greifvögel nicht in Menschenhand gehören. Außerdem bemängeln sie, dass die Tiere in Ruhezeiten auf Pflöcken angebunden werden oder in speziellen Flugdrahtanlagen nur wenige Meter Spielraum haben.

Weltweit populär

In Deutschland wurde die Falkenjagd erst 1923 durch die Gründung des Deutschen Falkenordens wieder eingeführt. Heute hat sie ihre Anhänger vor allem noch in England, den USA und wie gesagt in arabischen Staaten wie Saudi-Arabien, Bahrain oder den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dort sieht man die vornehmen Scheichs oft in Begleitung ihres Falkners und der edlen Vögel.