Blattschneiderameise: Die schlauen Pilzzüchter

Blätter bilden den Nährboden für die Pilzzucht der Blattschneiderameisen.Quelle: ©Eric Isselee, Shutterstock

Blattschneiderameisen gelten als eine der am höchsten entwickelten Ameisenarten der Welt. Um ihre Larven zu ernähren haben sie eine äußerst kluge Methode entwickelt. Sie leben in einer Symbiose mit dem Pilz Leucoagaricus gongylophorus. Als eine Symbiose bezeichnet man eine Wechselbeziehung zwischen zwei Lebewesen, aus der beide einen Vorteil erlangen. Die Ameisen sorgen also für den Pilz. Der produziert wiederum Fadenbüschel, die als Nahrungsquelle für die Ameisen und ihre Larven dienen. Ohneeinander könnten die beiden Arten nicht überleben.

Perfekte Arbeitsteilung Ihre Lebensgemeinschaft mit dem Pilz haben die Blattschneiderameisen perfekt organisiert: Sie legen unterirdische Gärten an, in denen sie den Pilz züchten. Dafür werden von großen Arbeiterinnen Blätter von Bäumen abgeschnitten und fallen gelassen. Am Boden werden die Blätter von Ernte-Arbeiterinnen eingesammelt und über weite Strecken bis in das Nest getragen. Auf dem Rücken der Arbeiterinnen sitzen oft kleinere Ameisen, die auf dem Weg ins Nest Angriffe von Schmarotzer-Fliegen abwehren und die Blätter von schädlichen Mikroben befreien. Im Nest angekommen, werden die Blätter von Arbeiterinnen einer anderen Kaste zerschnitten, zerkaut und zu kleinen Klümpchen geformt. Diese werden dann in spezielle Kammern gebracht und dort zu schwammartigen Haufen gestapelt. Schließlich wird auf diesen Blätter-Haufen der Pilz gepflanzt und von den kleinsten Arbeiterinnen ständig umsorgt und mit Kot gedüngt.

Perfekte Anpassung

Insgesamt erfordert das Züchten des Pilzes 29 verschiedene Arbeitsschritte, die von Ameisen aus 29 verschiedenen Kasten ausgeführt werden. Die Ameisen der einzelnen Kasten unterscheiden sich dabei stark: So ist die kleinste Ameise, die sich um den Pilz kümmert, 300mal leichter als die starke Ernte-Arbeiterin, die sogar das 12-fache ihres eigenen Gewichts tragen kann.

Chemisches „Putzmittel“

Weil der Pilz aber trotzdem von anderen Pilzen bedroht wird, haben sich die Blattschneiderameisen einen zweiten Verbündeten gesucht. Auch mit Bakterien leben sie in einer Symbiose. Die erzeugen nämlich ein chemisches Mittel, das den Schädlingspilz Escovopsis bekämpft.

Kleine Baumeister

Die Blattschneiderameisen sind aber nicht nur geniale Pilzzüchter, sondern auch großartige Baumeister. Ihre Nestanlagen können bis zu 1000 Kammern haben, eine Fläche von ungefähr 70 Quadratmetern einnehmen und acht Meter tief werden. Einen Großteil des Platzes nehmen die mehreren hundert Pilzgärten ein, die so groß wie ein Fußball werden können.