Werden heute noch Leute zu Rittern geschlagen?

Traumjob Ritter? Heute entscheidet die Regierung von England darüber, wer diesen Titel tragen darf. Der Ritterschlag selbst kam jahrzehntelang von der Queen persönlich. Mit dem Amtsantritt von King Charles III. ist dieses Amt auf den König übergegangen.

Um im Mittelalter zum Ritter geschlagen zu werden, musste man viele Voraussetzungen erfüllen. Wie ist das heute? Das möchte Patrick aus Wien wissen.

Ritter wurden im Normalfall Männer aus adeligen Familien. Sie mussten über einen gewissen Besitz verfügen und sich im Kampf bewähren. Schon als Kind wurde man zum Ritter erzogen, wurde Page und Knappe. Schließlich ernannte ein anderer Ritter nach rund vier Jahren "erfolgreicher Dienstzeit" den Knappen ebenfalls zum Ritter - er bekam seinen Ritterschlag mit der Schwertklinge.

Die Regierung entscheidet

Ritter, so wie damals, kann man heute nicht mehr werden - zumindest ist es in unserer Gesellschaft nicht mehr üblich. Allerdings hat auch heute noch der König (King Charles III.) das alleinige Recht, Titel und Adelswürden zu verleihen. Jeder kann Briten, die sich in irgendeiner Form verdient gemacht haben, für eine Ehrung vorschlagen. Da der König Ehrungen auf Rat des Premierministers verleiht, müssen diese Vorschläge an das Büro des Regierungschefs geschickt werden.

Adelstitel werden zweimal im Jahr verliehen: am offiziellen Geburtstag des Königs und Neujahr oder bei Regierungswechseln. Ritterwürden und Orden werden mehrfach im Jahr verliehen.

Wie läuft die Zeremonie ab?

Der angehende Ritter kniet sich während der Zeremonie vor dem König  hin, der ihn mit einer Schwertspitze auf die rechte und dann auf die linke Schulter tippt. Bei Geistlichen und ausländischen Staatsbürgern entfällt der Ritterschlag. Zur Zeit der Stuarts (regierte England mit Unterbrechungen von 1603 bis 1714), die ständig in Finanznot waren, wurden Titel auch verkauft. Heute erhalten Menschen die Ritterwürde, die sich bedeutende Verdienste für die Nation erworben haben.

Unter den Empfängern befinden sich Schauspieler, Wissenschaftler, Schuldirektoren, Industriebosse und Leute aus vielen Berufen und Gesellschaftsschichten. Ausländische Staatsbürger erhalten die Ritterwürde ehrenhalber, sie dürfen nicht den Titel "Sir" führen. Unter ihnen ist zum Beispiel der ehemalige, mittlerweile verstorbene Bundeskanzler Helmut Kohl.

J.K. Rowling ist "Dame"

Den Titel "Sir" darf der James Bond Darsteller Roger Moore führen, der sich neben seiner Filmkarriere auch der Kinderhilfsorganisation UNICEF verschrieben hat. Ebenfalls zum Ritter wurde Sean Connery, ebenfalls ehemaliger James Bond, Fußballer David Beckham oder Rolling-Stones-Frontmann Mick Jacker. Bei der weiblichen Entsprechung wird die Geehrte übrigens in den Stand einer „Dame“ erhoben. Diese Ehre wurde zum Beispiel Harry-Potter-Autorin J.K Rowling zuteil.

Die höchste Ehre in Großbritannien

Die Entscheidung darüber, wer vom König in den Adelsstand erhoben wird, trifft die britische Regierung. Die Auszeichnung entspricht in etwa dem Bundesverdienstorden in Deutschland, der auch für besondere Verdienste um das Land, die Menschlichkeit, den Frieden etc. vergeben wird.