Warum war die deutsche Hauptstadt früher Bonn und jetzt Berlin?

Der Reichstag in Berlin ist seit 1999 Sitz des deutschen Bundestages. Berühmt ist seine begehbare Glaskuppel, die man auch als Tourist besuchen kann.Quellee: © Marc Pinter, shutterstock

Mehr als 40 Jahre lang war Bonn die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Heute ist die Hauptstadt Berlin. Warum ist das so? Das möchte Sasscha, 10 Jahre, wissen.

1949 wurde die Bundesrepublik Deutschland gegründet. Doch Berlin, das seit dem Kaiserreich deutsche Hauptstadt gewesen war, war nun geteilt und lag inmitten der ebenfalls neu gegründeten DDR.

Also musste eine neue Haupstadt her. Unter anderem Köln, Düsseldorf und Frankfurt am Main bewarben sich. Doch dann fiel die Entscheidung auf das bis dahin eher unauffällige Bonn. Aus guten Grund: Nach dem Ende des Nationalsozialismus sollte die neue Haupstadt der Bundesrepublik nicht groß und prunkvoll sein, sondern klein und bescheiden. Außerdem hofften die meisten Politiker, dass die Teilung Deutschlands nicht von langer Dauer wäre und bald Berlin wieder Haupstadt werden würde.

Warum der Umzug nach Berlin?

Nachdem Deutschland am 3. Oktober 1990 wieder vereint wurde, wollte man die Hauptstadt wieder nach Berlin verlegen. Dazu wurde am 20. Juni 1991 der sogenannte Hauptstadtbeschluss ausgegeben. Man wollte so die deutsche Einigung perfekt machen und die Regierung wieder in die Stadt bringen, in der sie bereits 1871 ihren Sitz hatte.

Ein teurer Umzug

Mit dem Hauptstadtbeschluss war Berlin zwar offiziell die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland, aber der Regierungssitz befand sich immer noch in Bonn. Am 26. April 1994, dreieinhalb Jahre nach der Wiedervereinigung, wurde das Berlin/Bonn-Gesetz verabschiedet. Darin wurde der Umzug des Bundestages, sowie der Ministerien und Behörden von Bonn nach Berlin endgültig beschlossen.

In den folgenden Jahren wurden in Berlin die entsprechenden Räumlichkeiten gebaut und eingerichtet. Insgesamt 22 Bundesinstitutionen, das heißt Ministerien und andere Behörden mussten ihre Unterlagen und Arbeitsplätze nach Berlin schaffen. Ein gewaltiger und vor allem teurer Aufwand. Insgesamt 20 Milliarden D-Mark (10,2 Milliarden Euro) kostete der Umzug inklusive der Baumaßnahmen.

Der Bundestag im Reichstag

Der größte Aufwand war der Umzug des Bundestages. In 1200 Lastwagen wurden die Büromöbel der Abgeordneten nach Berlin gebracht. 14.000 Stühle wechselten die Bundesbüros. 49.000 Meter Bücher und Aktenordner wurden nach Berlin geschafft. Im Herbst 1999 war es endlich geschafft: Der Bundestag konnte die erste Sitzung im Reichstagsgebäude halten. Seitdem ist Berlin wieder die Hauptstadt und der Regierungssitz der Bundesrepublik.

Ausgleich für Bonn

Heute sind fast alle Regierungseinrichtungen in Berlin. Nur fünf Ministerien – unter anderem das Verteidigungsministerium und das Ministerium für Ernährung und Landwirtschaft – sind in Bonn geblieben, um den Bonnern nicht komplett alles zu nehmen. Bonn erhielt als Ausgleich außerdem spezielle Fördergelder und darf den einmaligen Titel Bundesstadt führen.
2006 wurde im Rahmen der Föderalismusreform der Status Berlins als Hauptstadt offiziell in die Verfassung übernommen.