Henry Morton Stanley: Expeditionen durch den Kongo

Für seine Arbeit als Entdecker und Berichterstatter im Kongo wurde Stanley sogar zum Ritter geschlagen. Quelle: ©Everett Historical, Shutterstock

1841 wurde Stanley unter dem Namens John Rowlands in Wales geboren und legte eine steile Karriere hin: Als uneheliches Kind eines Hausmädchens lebte er bis zu seinem 15. Lebensjahr in einem Arbeitshaus für Arme. Mit 15 heuerte er auf einem Schiff an, mit dem er in die Vereinigten Staaten nach New Orleans segelte. Er fand dort Arbeit bei einem Baumwollhändler namens Henry Hope Stanley. Er übernahm dessen Namen und hieß von nun an Henry Morton Stanley. 1861 trat er der Konföderierten Armee bei, um im amerikanischen Bürgerkrieg zu kämpfen.

Der große Auftrag

Nach Kriegsgefangenschaft floh Stanley aus der Armee nach St. Louis und schrieb dort bei einer Lokalzeitung Artikel. Während der Indianerkriege erfand er dramatische Schlachten, die gar nicht stattfgefunden hatten, um mehr Leser zu bekommen. Dadurch wurde der Herausgeber der großen Tageszeitung New York Herald auf ihn aufmerksam. 1867 verpflichtete er Stanley und schickte ihn als Kriegsberichterstatter nach Abessinien und Spanien, um von den dortigen Kämpfen und Unruhen zu berichten. Am 16. Oktober 1869 erteilte ihm sein Verleger den Auftrag: Finden Sie Livingstone!

Die Expedition

David Livingstone war ein englischer Arzt, der im Kongo während seiner Missionsarbeit verschollen war. Mit einem Tross von 190 Männer zog Stanley in den afrikanischen Urwald, um schließlich im November 1871 auf Livingstone zu treffen. Der Erfolg macht ihn bekannt und so unternahm er noch einige weitere Expeditionen, obwohl er Afrika eigentlich zutiefst hasste, wie er selbst schrieb.

Die Kongo-Erschließung

Für seine Expeditionen bekam Stanley bald noch adeligen Beistand. Der belgische König Leopold II. gewann ihn 1878 für die Erforschung des Kongos. Der König wollte schon länger Kolonien für sein Land gewinnen und erschlich sich mit Stanleys Hilfe das Vertrauen der Eingeborenen. In einer weiteren großen Expedition erschloss Stanley den Regenwald und erwarb das Land für den belgischen König. Die Häuptlinge der Stämme unterschrieben die Verträge, ohne den Inhalt zu verstehen.

Nur Lug und Trug?

Viele der von Stanley veröffentlichten Berichte und Bücher enthalten erwiesenermaßen nicht nur wahre Erzählungen. Vielmehr versuchte der Journalist und Entdecker mit den Berichten eine besonders schillernde und spannende Geschichte von sich zu erzählen und erfand vieles.

Oft starben seine europäischen Begleiter während der Expeditionen, weshalb niemand seine Behauptungen widerlegen konnte. Was von Stanleys Legende wahr ist, ist aus heutiger Sicht kaum noch zu beurteilen. Dennoch wurde er 1899 für seine Verdienste zum Ritter geschlagen. Im Mai 1904 starb Sir Morton Stanley im Alter von 63 Jahren in London.