1953: Jugoslawiens dritter Weg

Fast vierzig Jahre lang war die Geschichte Jugoslawiens mit einem einzigen Namen verbunden: Josip Tito. Vom Partisanenwiderstand 1941 bis zu seinem Tod im Jahr 1980 gestaltete er das Geschick seines Landes.

Nach dem Überfall deutscher und italienischer Truppen auf Jugoslawien und der Kapitulation der jugoslawischen Streitkräfte organisierte Tito 1941 den Partisanenwiderstand.

1942 gründete der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ) den "Antifaschistischen Rat der Volksbefreiung Jugoslawiens", der 1944 die Macht übernahm. Bei den Wahlen im November 1945 siegte die kommunistische Volksfront mit 90% der Stimmen. Tito wurde Ministerpräsident und Verteidigungsminister.

1946 wurde die "Föderative Volksrepublik Jugoslawien" ausgerufen. Aufgrund von Spannungen mit den Westalliierten über Territorialfragen und aus ideologischen Gründen suchte Tito nach dem Krieg die Nähe zur Sowjetunion. Das Land erhielt eine Verfassung nach stalinistischem Vorbild.

Allerdings kam es bald zum Zwist mit dem russischen Diktator Josef Stalin, der die "Abweichungen" der KPJ kritisierte. Diese wiederum unterstützte einhellig Titos Abgrenzungskurs gegenüber Stalin. Die daraus folgende Wirtschaftsblockade des Ostblocks wurde durch Wirtschaftshilfen der USA ausgeglichen.

1950 steckte das Land noch immer in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Aus diesem Grund erließ Tito ein Gesetz zur Arbeiterselbstverwaltung, das einen "dritten Weg" zwischen Kapitalismus und sozialistischer Planwirtschaft darstellen sollte. Damit wollte er sich auch ideologisch vom Stalinismus absetzen.

Am 13. Januar 1953 verabschiedete die jugoslawische Nationalversammlung in Belgrad einstimmig eine Verfassungsreform. Der Kommunist wurde zum Staatspräsidenten ernannt.

Titos dritter Weg wurde Staatsdoktrin. Die beiden wichtigsten Grundsätze der Reform waren die Selbstverwaltung der Betriebe durch Arbeiter und Angestellte und die Nationalversammlung als Organ von Legislative und Exekutive.

Mit dem Besuch von Stalins Nachfolger Nikita S. Chruschtschow in Jugoslawien normalisierten sich 1955 die Beziehungen zur Sowjetunion.

1963 wurde Tito auf Lebenszeit zum Staatspräsidenten ernannt, Nach seiner Abkehr vom Stalinismus verfolgte er einen eigenen Weg des Sozialismus. In der internationalen Politik wurde er zum Wortführer der Blockfreien.

Tito starb im Mai 1980. Die schon ein Jahr später ausbrechenden Unruhen in der Kosovo- Region zeigten schnell die Zerbrechlichkeit des Vielvölkerstaates. Nach blutigen Zusammenstößen zwischen Polizei und serbischen Freischärlern in der Krajina riefen 1991 Slowenien, Kroatien, Mazedonien, 1992 Bosnien- Herzegowina die Unabhängigkeit aus. Der neue starke Mann in Belgrad, Sozialistenführer Slobodan Milosevic, verfolgte zunächst großserbische Pläne, doch er stürzte die ganze Region in Krieg und Chaos, so dass von dem Land Jugoslawien nur noch ein Bund der künftig weitgehend voneinander unabhängigen Staaten Serbien und Montenegro blieb.

Auf der Seite des Deutschen Historischen Museums (DHM) findest du eine Biografie von Josip Tito.

Und hier ist eine Fan-Seite zum Schmunzeln leider nur auf Englisch.

Roland Rosenbauer - 13. 1. 2003 Bild: DHM, Berlin

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